Binomial- und Normalverteilung

Kombinatorik zur Binomialverteilung

n_Tupel:

Ein n-Tupel ist eine Zusammenfassung von n Objekten x1, x2, x3, …, xn in einer Liste. Die Objekte müssen nicht verschieden sein. Tupel werden meist mit runden Klammern und Kommas (Strichpunkten) notiert  (x1, x2, x3, …, xn)
oder kurz ohne Klammern und Kommas  x1 x2 x3 … xn.

Anzahl der n-Tupel bei n verschiedenen Objekten:

Anzahl der Möglichkeiten für die 1. Stelle:  n
Anzahl der Möglichkeiten für die 2. Stelle:  n – 1
Anzahl der Möglichkeiten für die 3. Stelle:  n – 2

...

Anzahl der Möglichkeiten für die n. Stelle:  1

Nach dem Zählprinzip gibt es insgesamt  n٠(n – 1)٠(n – 2)٠ ٠3٠2٠1 
mögliche Anordnungen für ein n-Tupel mit n verschiedenen Objekten.

Als Abkürzung schreibt man
n!  =  1٠2٠3٠٠n   (lies: “n-Fakultät“)

Beispiel:

3! = 6 mögliche 3-Tupel mit den Buchstaben a, b und c:  abc, acb, bac, bca, cab, cba

Permutation:

Die verschiedenen Reihenfolgen von n Objekten im n-Tupel heißt Permutation,
wenn die n Elemente verschieden sind, dann Permutation ohne Wiederholung,
wenn gleiche Elemente vorkommen, dann Permutation mit Wiederholung.

 Permutation mit Wiederholung mit nur 2 verschiedenen Zahlen, 0 und 1.

Wie viele verschiedene Reihenfolgen gibt es für ein n-Tupel mit k-mal 1 und (n-k)-mal 0?

Ein 5-Tupel mit 2-mal 1 und 3-mal 0  liefert 10 mögliche Reihenfolgen:
(1,1,0,0,0), (1,0,1,0,0), (1,0,0,1,0), (1,0,0,0,1), (0,1,1,0,0), (0,1,0,1,0), (0,1,0,0,1), (0,0,1,1,0), (0,0,1,0,1), (0,0,0,1,1).
Die 5! möglichen Reihenfolgen bei 5 verschiedenen Ziffern muss geteilt werden durch die 2! nicht unterscheidbaren Vertauschungen der beiden Einser und durch die 3! nicht unterscheidbaren Vertauschungen der drei Nullen,
also insgesamt 5! / (2!٠3!) = 10 mögliche Reihenfolgen.
Auch für ein 5-Tupel mit 2-mal 0 und 3-mal 1 gibt es 10 mögliche Reihenfolgen.

Allgemein ergibt sich bei einem n-Tupel mit k-mal 1 und (n – k)-mal 0  bzw. k-mal 0 und (n – k)-mal 1

  mögliche Reihenfolgen.

Dafür wurde folgende abkürzende Schreibweise eingeführt:

   (lies: "k aus n")

 

Die Binomialverteilung

Bernoulli-Experiment:

Ein Zufallsexperiment mit der Ergebnismenge Ω = {0, 1}, den Wahrscheinlichkeiten P({1}) = p und P({0}) = 1 – p, heißt Bernoulli-Experiment mit der Trefferwahrscheinlichkeit p.

Beispiele: 

           

Bernoulli-Kette:

Ein n-stufiges Zufallsexperiment heißt Bernoulli-Kette der Länge n mit dem Parameter p, wenn gilt:
1)  Der Ergebnismenge Ω = {0, 1}n  ist die Menge aller n-Tupel aus {0, 1}.
2)  Ist ω ein n-Tupel mit genau k  Einsern, so ist die Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Serie mit genau k Treffern  P({ω}) = pk (1–p)n–k. 

 
Beispiel:

Menge aller 3-Tupel: 

{(0,0,0), (1,0,0), (0,1,0), (0,0,1), (1,1,0), (0,1,1), (1,0,1), (1,1,1)}
Für ω = (1,0,1) gilt:  P({ω}) = p2 (1–p). 
P(„genau 2 Treffer“) = P((1,1,0), (0,1,1), (1,0,1)} = 3٠p2 (1–p). 

Für eine Bernoulli-Kette der Länge n gilt:

P(„genau k Treffer“) =  pk (1–p)n–k.       ,  n! = 1٠2٠3٠٠n

  heißt Binomialkoeffizient.

 
Binomialverteilung:

Die Wahrscheinlichkeitsverteilung

 

heißt Binomialverteilung B(n; p) mit den Parametern n und p.

Die Zufallsvariable (Zufallsgröße) X mit P(X = k) = B(n; p; k) heißt binomial verteilt nach der Binomialverteilung B(n; p).

 
Ist die Zufallsvariable X nach B(n; p) verteilt, so gilt:

Erwartungswert μ von X:  μ = n p

Varianz von X:  Var(X) = n p (1 – p)

Standardabweichung σ von X:  σ(X) =

Graphische Veranschaulichung der Binomialverteilung als Histogramm bei einer Bernoulli-Kette der Länge n = 20  und der Trefferwahrscheinlichkeit p = 0,4.
Beim Histogramm werden die Funktionswerte für k = 0, 1, 2, …, n durch Balken dargestellt.

Erwartungswert μ = 20٠0,4 = 8, Standardabweichung   

Berechnung von Wahrscheinlichkeiten (Ws) mit der Binomialverteilung

n = Anzahl der Wiederholungen des Zufallsexperiments mit den Ergebnissen 0 (Niete) oder 1 (Treffer), der Trefferwahrscheinlichkeit p und der Zufallsvariablen X.

Ws für genau k Treffer:            

Ws für höchstens k Treffer:      

Ws für mindestens k Treffer:   

Graphische Darstellung der Binomialverteilung mit Animation
Berechnung von Ws bis n = 100

 

Berechnung von Ws bis n = 2000


Die Normalverteilung

Die Glockenkurve mit der Gleichung  f(x) = e–1/2 , x ϵ ℝ

Für die Glockenkurve gilt (Euler-Poisson- oder Gauß-Integral):

                                            

Der Flächeninhalt zwischen Funktionsgraphen Gf und x-Achse ist gleich der Wurzel aus 2 π.
Die Glockenkurve ist die Ausgangsfunktion der Gaußverteilung.

 

Normalverteilung:

Eine stetige Zufallsvariable (Zufallsgröße) X hat eine Gauß- oder Normalverteilung mit dem Erwartungswert μ (-∞ < μ < ∞) und der Varianz σ² (σ² > 0) bzw. der Standardabweichung σ, wenn X die folgende Wahrscheinlichkeitsdichte hat für x ϵ ℝ und exp( ) = e( ):

                                 

Die Verteilungsfunktion der Normalverteilung ist gegeben durch

                            

Es gilt: 

F(∞) = 1, d.h. die Summe aller Wahrscheinlichkeiten ist 1.

F(μ + σ) – F(μ – σ)    0,683 = 68,3% 

Im Intervall [μ – σ, μ + σ]  liegen 68,3% Zufallsvariablen

Im Intervall [μ–2σ, μ+2σ]  liegen 95,4% Zufallsvariablen

Im Intervall [μ–3σ, μ+3σ]  liegen 99,7% Zufallsvariablen

 

Graph der Normalverteilung für μ = 3, σ = 1

Die Normalverteilung als bedeutende Leistung von Carl Friedrich Gauß (1777 – 1855) auf dem alten Zehnmarkschein dargestellt, mit

Ausschnittvergrößerung:

Graphen der Normalverteilung und Verteilungsfunktion für für μ = 3,  σ = 1.

 

Graphische Darstellung der Normalverteilung mit Animation
Berechnung von Wahrscheinlichkeiten bis μ = 50

    

Zusammenhang zwischen Binomial- und Normalverteilung

Nach dem Satz von Moivre-Laplace konvergiert die Binomialverteilung für n → ∞ gegen die Normalverteilung. Bei großem Stichprobenumfang n kann die Binomialverteilung in sehr guter Näherung durch die Normalverteilung ersetzt werden.

Graphen der Binomial- und Normalverteilung für n = 30 und n = 120, p = 0,25:

  Animation der Grafik

Graphische Darstellung der Binomial- und Normalverteilung mit Animation
Berechnung von Ws bis n = 100


Die Standardisierung der Normalverteilung

Von Standardisierung spricht man, wenn eine Zufallsvariable X so transformiert (umgewandelt) wird, dass die resultierende Variable Z den Erwartungswert E(Z) = 0 und die Varianz Var(Z) = 1 bzw. die Standardabweichung σ(Z) = 1 hat.

Die Normalverteilung mit dem Erwartungswert bzw. Mittelwert μ = 0 und der Standardabweichung σ = 1 wird Standardnormalverteilung genannt.

Normalverteilung: 

                                           

Standardisierte Normalverteilung mit      und φ(z) = σ٠f(z):

                                    

Standardisierte Verteilungsfunktion der Normalverteilung:

                                         

Graph der Standardnormalverteilung

Die Graphen Gφ und GΦ der standardisierten Normalverteilung und Verteilungsfunktion

Für große n und 0 < p < 1 gilt: 

   mit  μ = n٠p,  σ =

Bemerkungen:

Für die standardisierte Normalverteilung und Verteilungsfunktion gibt es Tabellen, mit deren Hilfe beliebige Normalverteilungen durch Z-Transformation berechnet werden können. Die Addition von 0,5 heißt Stetigkeitskorrektur

Wegen der Achsensymmetrie von Gφ gilt:  φ(-z) = φ(z).
Wegen der Punktsymmetrie zu (0; 0,5) von
GΦ gilt:  Φ(–z) = 1 – Φ(z).

Damit kann man sich in der Tabelle auf nur positive Werte von z beschränken.

1. Beispiel:

Verteilung der Größe von Männern in Deutschland mit 19 Jahren geboren 2000
mit Mittelwert (Erwartungswert)  μ = 180 cm und Standardabweichung
σ = 8 cm.

Wie viele Männer sind höchstens 190 cm groß?

P(X ≦ 190 cm) ≈ Φ(z)
z = (190 cm – 180 cm + 0,5) / 8 cm = 1,31
Nachschlagen in der Tabelle:   Φ(1,31) ≈
0,90490

Etwa 90,5% der Männer sind kleiner oder gleich 190 cm.

Wie viele Männer sind mindestens 165 cm groß?

P(X ≧ 165 cm) = 1 – P(X < 165) = 1 – P(X ≦ 164) ≈ 1 Φ(z)
z = (164 cm – 180 cm + 0,5) / 8 cm = – 1,9375
Φ(–1,9375) = 1 – Φ(1,9375) ≈ 1 – 0,97381
P(X ≧ 165 cm) ≈ 1 – (1 – 0,97381) = 0,97381

Etwa 97,4% der Männer sind größer oder gleich 165 cm.

2. Beispiel:

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei 60 Würfen mit einem Laplace-Würfel (alle Augenzahlen sind gleichwahrscheinlich) mindestens 9- und höchstens 11-mal die Sechs gewürfelt wird?

n = 60, p = 1/6,  μ = n٠p = 10,  σ = √(n٠p٠(1–p)) = 5/√3 ≈ 2,8868

P(9 ≦ X ≦ 11) = P(X ≦ 11) – P(X ≦ 8)  
≈ Φ((11 – 10 + 0,5)/2,8868) – Φ((8 – 10 + 0,5)/2,8868) =
= Φ(0,5196) – Φ(–0,5196) = Φ(0,5196) – (1 – Φ(0,5196)) =
= 2
٠ Φ(0,5196) – 1 ≈  2٠0,69847 – 1 = 0.39694

Die Wahrscheinlichkeit dafür ist etwa 39,7%.

Die Integration mit einem Computer-Algebra-System liefert ebenfalls 39,7%.

Exakte Berechnung mit der Binomialverteilung:

P(9 ≦ X ≦ 11) =  0,13433 + 0,13701 + 0,12456 = 0,39590 ≈ 39,6%

Der Fehler durch die Näherung mit der Normalverteilung beträgt nur 0,1%.
Je größer n  wird, umso geringer wird die Abweichung.

Mit Hilfe des Computers lassen sich heute Wahrscheinlichkeiten bei der Binomial- und Normalverteilung auch für große n direkt berechnen.
 


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